Den Herzschlag der ganzen Welt spüren – MZ

Mittelbayerische Zeitung – 03.02.2011

Trommeln haben es Cababana angetan.
Zum Jubiläum arbeiten die Musikerinnen mit Chor an der großen „Missa de anima“.

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(Foto: Fr. Röttenbach)

Agnes Kramer hat Cababana vor neun Jahren ins Leben gerufen.
KÜMMERSBRUCK/Vilstal. Die Trommel zählt neben der Stimme zu den ältesten Instrumenten und ist praktisch so alt wie die Menschheit. Es gibt kaum eine Kultur, die nicht in irgendeiner Form die Trommel kennt. Sie war Kultobjekt, Kommunikationsmittel, sie versetzte Schamanen in Trance, sie führte Armeen in die Schlacht – und ist bis heute aus der Musik nicht mehr wegzudenken.

Wer mit der Hand auf das Fell einer Djembe oder mit den Stock auf eine Basstrommel schlägt, spürt mit dem ganzen Körper den Effekt des Rhythmus. Der urtümlichen Musikform des Trommelns hat sich auch eine Gruppe Frauen aus Kümmersbruck verschrieben und das weltumspannende Wesen des Rhythmusinstrumentes in ihren Namen aufgenommen: „Cababana“. Sie wollen damit die Botschaft der Freude, des Friedens und des Glaubens übermitteln.

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(Foto: Fr. Röttenbach)

Es ist Mittwoch am frühen Abend. Aus dem Kindergarten „Arche Noah“ in Kümmersbruck klingt nicht Kinderlachen sondern mitreißendes „wum, bu bum“, greifen Takte und Tempi ineinander, entfaltet jede Trommel ihr eigenes Leben. Fünf junge Frauen haben ihre Djemben zwischen die Füße gestellt und geben sich ganz den Rhythmen hin.

„Schaut auf die Noten, hier muss die Basstrommel kommen!“ Agnes Kramer hat die Musikgruppe Cababana vor neun Jahren ins Leben gerufen. Nächstes Jahr, 2012, feiert sie ihr zehnjähriges Bestehen. Dazu haben sich die Frauen um Agnes Kramer viel vorgenommen: Sie wollen die Percussions-Komposition „Missa de anima“ von Lorenz Maierhofer zur Aufführung bringen. Noch steht die Einstudierung ganz am Anfang. Der Trommelgruppe sollen ein Chor und die Kirchenorgel angefügt werden.

Mine Kezer, Sabine Beil, Tina Muckley und Elisabeth Schmidt werden mit ihrer Gruppenleiterin den Percussionsteil des Konzertes übernehmen. Sie haben sich ihre wunderschönen Djemben selber gebaut. „Für Originaltrommeln fehlt uns das Geld“, erklärt Agnes Kramer. Der Resonanzkörper der einteiligen Trommeln, die westafrikanischen Kriegstrommeln entsprechen, sind aus Fichtenholz oder afrikanischen Hölzern geleimt und mit ungegerbten Ziegen-, Kuh- oder Antilopenhäuten bespannt. Sie geben einen warmen, aber auch intensiven Ton ab, deren Höhe von der Größe der Trommel bestimmt wird.

Es sei nicht leicht gewesen, musikbegeisterte Laien für diese Form der Weltmusik zu finden, erinnert sich die Hauptschullehrerin, die in Ensdorf unterrichtet. „Ich habe schon viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, um die Trommelgruppe und den Chor mit 20 Sängerinnen und Sängern für das Konzert zusammen zu bekommen.“ Dafür sind nun alle mit Feuereifer dabei.

Zum Trommeln kam die engagierte und autodidaktische Musikerin, weil ihr das Archaische, Urtümliche und Naturnahe des Trommelns schon immer gefallen habe. „Ich habe Kurse und Workshops besucht, Unterricht genommen und immer wieder den bekannten Profitrommler Kassim Traoré zu Weiterbildungen eingeladen.“ So einfach auf die Trommel klopfen reicht eben nicht aus, um Weltmusik zu machen.

Elisabeth Schmidt, die zusammen mit Agnes Kramer die Trommelgruppe aufgebaut hat, spielt bereits seit 1998. „Es ist eine Kunst, den Rhythmus und das Tempo zu halten. Anfangs hat man noch große Koordinationsprobleme, denn beide Hände müssen unterschiedliche Bewegungen machen.“ Für sie ist Trommeln eine sehr emotionale Sache: „Ich setze damit Gefühle, Empfindungen frei, ich spüre einfach die Musik“, beschreibt es Elisabeth Schmidt.

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(Foto: Fr. Röttenbach)

Nach der Trommelstunde tritt der Chor an. Lockerungs- und Stimmübungen bereiten auf den schwierigen Gesang der „Missa de anima“ vor. Noch geht alles mit viel Spaß ab, doch bei den Proben wird es Ernst. Immer wieder müssen die Stimmen aufeinander abgestimmt, die Einsätze und Tempi neu geübt werden und dann – treten die ersten harmonischen Takte zutage, ein wunderbares Klangbild ist entstanden, so eindringlich und in der Klangfarbe archaisch, dass bereits die wenigen Takte ausreichen, um neugierig auf das gesamte Werk zu machen. Es liegt noch viel Arbeit vor „Cababana“, um bis zum nächsten Jahr das anspruchsvolle Konzert aufführungsreif zu bekommen.